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Improvisation am Schlagzeug

Improvisation am Schlagzeug! Darum soll es heute gehen. Hallo und willkommen zur Free Lesson. In einem You Tube Kommentar zu meiner letzten Live Lesson kam die Kritik auf, dass ich doch recht wenig Musik verwenden würde und das Gezeigte wenig musikalisch wäre.

Nun zum einen ging es in der letzten Live Lesson um Basiskonzepte zur Modulation von Rhythmen. Das ist naturgemäß ein eher theoretisches Thema. Natürlich kann man das auch an Hand von Musikbeispielen veranschaulichen. Nur ist da You Tube & Co leider in den letzten Jahren nicht unbedingt Creator-freundlicher geworden, dem Urheberrecht sei Dank. Da haben ganz anderer Mit zu kämpfen und bei der aktuellen Regelung wurde der Musikunterricht leider überhaupt nicht berücksichtigt. Das ist aber ein eher unerfreuliches Thema. Ich werde also in Zukunft auf eigene Play Alongs und Musik setzen. Das war auch ein Grund für die Umgestaltung des Mitgliederbereiches und auch der Grund, warum so wenig normale Videos auf meinem You Tube Kanal erscheinen. Ich habe da einen hohen Qualitätsanspruch und das braucht eben seine Zeit.

Um nun aber konstruktiv auf die durchaus berechtigte Kritik direkt eingehen zu können, dachte ich mir, ich erzähle mal etwas zu dem Thema, welches mich persönlich am meisten umtreibt und mir am meisten Freude macht.

Improvisation am Schlagzeug – Was ist das?

Ich bin ja bekanntlich eher der Jazzdrummer und auch sehr gerne in freieren musikalischen Gefilden unterwegs. Im Jazz bin ich durchaus auch Traditionalist. Ich mag swingenden Jazz. Bebob, Hard Bop und Standards spielen macht mir sehr viel Spaß. Darüber hinaus mag ich aber auch die europäische Klangsprache, wie sie das Label ECM geprägt hat. Zentrales Element ist für mich bei all diesen Stilen immer die Improvisation. Für mich bedeutet das vor allem Konversation. Musik ist immer auch Kommunikation. Man unterhält sich musikalisch über ein Thema und versucht dem Ganzen neue Wendungen und Ideen hinzuzufügen.

Das ist der klassische Ansatz zur Improvisation. Wir haben ein Thema, eine Form oder einen Standard über den wir dann improvisieren. Jeder Musiker gibt bei seiner Improvisation seine Sicht auf das Thema wieder. Darauf reagieren die Mitmusiker natürlich auch. So entsteht eine musikalische Konversation über ein Thema.

Improvisation am Schlagzeug – Geht das auch allein am Schlagzeug?

Klar geht das! In diesem Fall betreiben wir eine Konversation mit uns selbst. Man kann es als Selbstgespräch oder auch als Monolog betrachten. Wichtig bei jeder Improvisation ist die Wirkung, die ein Klang auf uns hat. Was löst der Klang in uns aus? Woran erinnert uns das? Was könnte man dazu spielen? Es hat ziemlich viel mit Assoziationen zu tun. Wir stellen also Verbindungen her zu Dingen, die uns ähnlich erscheinen. So können wir einen neuen Kontext schaffen. Hier fängt das Experimentieren an. Denn nicht alles, was uns zu einem Klang einfällt, funktioniert auch. Das findet man aber nur heraus, wenn man es ausprobiert.

Natürlich wird das besser, je öfter man so etwas macht. Man hat ein Vokabular auf das man zurückgreifen kann. Lick, Pattern und Phrasen, die sich oft einsetzen lassen, prägen sich uns ein und werden Teil unserer musikalischen Persönlichkeit. Die Schwierigkeit besteht darin, dieses Vokabular flexibel zu halten, sodass es nicht zur einer Aneinanderreihung von vorgefertigten Phrasen und Licks kommt. Das wäre langweilig und wenig kreativ. Nein, man muss sein Material so offen und veränderbar halten, das man es im Moment anpassen und variieren kann. Du siehst also, es ist nicht ganz so einfach wie es vielleicht wirken mag.

Improvisation am Schlagzeug – Kompositorische Improvisation

Die bisherigen Ausführungen haben sich mit den Notwendigkeiten der ausführenden Musiker beschäftigt. Jede musikalische Aufführung richtet sich aber hoffentlich an ein zahlreich vorhandenes Publikum. Diese ist auch Teil der Kommunikation und somit auch Teil jeder Improvisation. Denn je nachdem wie das Publikum reagiert, hat dies selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Improvisation. Positive Rückmeldungen wirken natürlich motivierend. Ablehnende Reaktionen können dies übrigens auch bewirken, wenn man diese Wirkung beabsichtigt hat. Das ist dann ein Spiel mit dem Publikum, das auf Provokation beruht. Auch das ist durchaus legitim und manchmal, je nach Publikum, auch sehr spannend. In der Regel möchte man das aber natürlich nicht übertreiben. Man möchte dem Publikum ja Freude bereiten. Hier kommen wir zu einem Punkt, der gerade improvisierte Musik für den Hörer schwerer zugänglich macht, als andere Musikformen. Es geht bei Musik immer auch um Wiedererkennbarkeit und Nachvollziehbarkeit. Kann man der musikalischen Darbietung folgen?

Das ist bei Improvisationen nicht immer gegeben, da einem als unbedarften Hörer der Kontext fehlt. Man weiß eben nicht so gut, wie der oder die ausführenden Musiker warum das Gespielte interessant uns spannend ist. Zumal bei echter freier Improvisation keine klaren Strukturen erkennbar zu sein scheinen. Es fehlt eben an wiedererkennbaren Elementen, an denen sich der Hörer orientieren kann. Dafür kann natürlich der Hörer nichts!

Ein Weg dies zu vermeiden ist es kompositorische Elemente, als Grundlage für die Improvisation zu verwenden. Man fängt mit einer Figur, einem Pattern oder einer Phrase an und wiederholt diese immer wieder und kommt auf diese auch wieder zurück. Nimmt man eine zweite Figur hinzu, hat man ein AB-Schema geschaffen und kann mit diesem spielen. Das schafft wiedererkennbare Motive, an denen sich der Hörer orientieren kann. Man kann beim Hören dem musikalischen Verlauf besser folgen.

Improvisation am Schlagzeug – Musik als Sprache

Musik ist eine Sprache, die universell verstanden werden kann. Kompositionen sind vergleichbar mit Geschichten, die ein Autor in all ihren Wirkungen geplant und festgeschriebene hat. Ob die beabsichtigten Wirkungen auch so ankommen, ist freilich nicht immer sicher. Auch hier bleibt es als spannend. Improvisationen sind für mich mit einem guten Gespräch oder einer Diskussion vergleichbar. Es geht hier genauso wie da um eine Auseinandersetzung zu einem Thema, die Sinn stiften soll. Alle Anwesenden sind Teil dieser Konversation selbst, wenn er oder sie gar nichts sagt. Die Reaktion auf das Dargebotene allein reicht schon. Alles beeinflusst das Ergebnis. Hier liegt für mich das Spannungsfeld beim Improvisieren. Geht es gut? Wie kommt es an? Das sind die Fragen, die mich bewegen. Nicht immer trifft man den richtigen Ton. Wenn es einem jedoch gelingt, kann es großartig werden.

Das ist natürlich meine ganz persönliche Sicht auf dieses Thema. Es mag auch anderer Ansichten geben. Wer gerne provoziert, kann natürlich jeden Abend versuchen den Saal leer zu spielen und sich deswegen für großartig halten. Ich bin jedoch an gemeinsamen und sinnstiftenden Erfahrungen interessiert. Wir irren uns gemeinsam voran! Ich hoffe, das war jetzt nicht zu abstrakt. Im Livestream zeige ich dazu natürlich einige Beispiele. Dabei wünsche ich uns viel Spaß. Improvisiert doch bis zur nächsten Live Lesson selbst ein wenig!

Bis dahin wünsche ich viel Spaß mit dieser Lesson und nicht vergessen…

START DRUMMING! LG, Jürgen

P.S.: Hier geht´s zum erwähnten neuen Kurs!

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